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Fjällrävsprojektet

Aktualisiert: 1. Dez. 2022

Über drei Jahre als Doktorandin an der Universität Stockholm in Schweden zur Erforschung der Lebensgeschichte von Polarfüchsen. Von Feldarbeit in der harschen Tundra und anderen Abenteuern.


Mit dem Schwerpunkt "Life history characters in the Arctic fox" war ich als Doktorandin am Institut für Zoologie - Abteilung Ökologie der Stockholm Universität angestellt. Ich beschäftigte mich mit dem Zusammenhang zwischen der Evolution unterschiedlicher Life-History-Strategien und variabler Nahrungsvorkommen von Polarfüchsen (Vulpes lagopus), sowie den Einfluss des Klimawandels. Ziel der Studie war ein besseres Verständnis der Populationsdynamik auf Individuenebene, um Artenschutzprogramme zum Erhalt der, vom Aussterben bedrohten, nationalen Population zu optimieren. Als Teil des schwedischen 'Fjällrävsprojektet ' koordinierte ich die jährliche nationale Bestandsaufnahme der Polarfuchs-Population in enger Kooperation mit Behörden, Rangern und der (indigenen) Lokalbevölkerung. Neben der Anwendung praktischer Methoden (z.B. Lebendfallen, Telemetrie), sammelte ich Erfahrung im Bereich der Lehre von Studenten.

Mein Projekt fokussierte sich auf den Zusammenhang zwischen der Evolution unterschiedlicher Life-History-Strategien (wörtlich übersetzt die ‘Lebensgeschichte’ eines Individuums von der Geburt bis zum Tode) und variabler Nahrungsvorkommen von Polarfüchsen (Vulpes lagopus). Hierfür nutzte ich Langzeitdaten zu Demographie, Fortpflanzung und Genetik zweier Ökotypen des Polarfuchses.

Der Polarfuchs (lat.: Vulpes lagopus, swe.: Fjällräv, ger.: Polarfuchs) ist ein kleiner Vertreter aus der Gattung der Füchse. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich zirkumpolar über die inländische Tundra und Küstenregionen von Eurasien, Nordamerika und Grönland.


Der wissenschaftliche Name entspringt dem lateinischen Vulpes für “Fuchs” und lagopus, was so viel wie “Hasenfuß” bedeutet, auf Grund der stark behaarten Füße, ähnlich dem Schneehasen. Während der Gesamtbestand laut IUCN als nicht gefährdet klassifiziert wird, ist die Population auf dem skandinavischen Festland, trotz jahrzehntelangen Jagdverbotes, massiv vom Aussterben bedroht. Neben der perfekten Adaptation an extreme Temperaturen in den arktischen Regionen der nördlichen Hemisphere nutzen sie ihr dichtes Fell auch zur Tarnung in der schneebedeckten und felsigen, arktischen Tundra. Es existieren drei verschiedene Farbmorphen in der Wildnis: weiß, blau und sand. Des Weiteren wechseln Individuen ihre Fellfarbe zwischen Sommer und Winter, daher kann der typische weiße Polarfuchs während der Sommermonate nur im grauen Haarkleid angetroffen werden.

Einzelne Paare leben in der Regel monogam und ziehen ihren Nachwuchs in einem einzigen Bau zwischen April und September auf. Adulte Tiere wiegen ca. 2 Kilo und werden durchschnittlich 3 bis 4 Jahre alt, wobei manche Tiere bis zu 10 Jahre alt werden. Die Ernährung unterscheidet sich stark mit dem Verbreitungsgebiet, doch sie reicht von Nagetieren, Vögeln, Fischen und Rentierkadavern zu Beeren.

Verbreitungsgebiet und Ernährung sind die Treibenden Faktoren nach denen man Polarfüchse in zwei verschiedene Ökotypen einteilt: Lemming- und Küstenökotyp.


Die skandinavischen Polarfüchse verlassen sich primär auf den stark fluktuierenden, lokalen Nagetierzyklus in der Tundra und wird daher als Lemming-Fuchs bezeichnet. Der Lemming (Lemmus spp.) tritt in einem regelmäßigen Reproduktionszyklus auf, der sich über 3 bis 5 Jahre erstreckt. Man unterteilt die Fortpflanzungsjahre in Zunahme, Maximum, Abnahme und Minimum. In der fluktuierenden Umwelt muss sich die Polarfuchspopulation an verschiedene Optima in ihren Life-History-Strategien anpassen, auf Grund zeitlicher Variationen in der Resourcenverfügbarkeit abhängig von der momentanen Phase des Nagetierzyklus. Dies erzeugt einen fluktuierenden Selektionsdruck, obwohl die meisten Individuen nur einen vollen Zyklus in ihrem gesamten Leben erfahren und somit kaum reagieren können.

Im Gegensatz dazu steht der Küsten-Fuchs, der einer zeitlich stabilen Resourcenverfügbarkeit ausgesetzt ist, da die Hauptnahrungsquelle aus verschiedenen Seevögeln (z. B. Eiderenten und Dreizehenmöwen), Fischen (z. B. Dorsch), marinen Wirbellosen (z. B. Krebstiere und Mollusken) und Aas besteht. Somit haben sich im Laufe der Evolution zwei unterschiedliche Life-History-Strategien als Resultat der Adaptation an fluktuierende und stabile Umwelteinflüsse entwickelt. Während die skandinavischen Lemming-Fuchs-Populationen mit direkter Anpassung der Wurfgröße zwischen 1 und 18 Welpen je nach Phase des Nagetierzyklus ohne zeitliche Verzögerung reagieren, zeigen isländische Küsten-Füchse kaum Variation in der Wurfgröße zwischen den Jahren.

Das Erfassen von Daten einzelner Individuen von wildlebenden Raubtier-Arten kann herausfordernd sein, da diese meist nachtaktiv und nicht an Menschen gewöhnt sind.


Die skandinavische Polarfuchspopulation wird seit 1980 jährlich in den Sommermonaten kontrolliert, da die Tiere in dieser Zeit gegenüber uns Forschern toleranter werden und in Kombination mit den hellen Sommernächten so eine 24-Stunden-Überwachung möglich wird. Durch das individuelle Markieren der Füchse mit farbcodierten Ohrmarken wird eine lebenslange Überwachung der Tiere möglich. Hierfür werden die Polarfüchse kurzzeitig gefangen, markiert und zusätzlich gewogen und eine Gewebeprobe wird entnommen, um genetische Analysen zu ermöglichen. Auf diese Weise ist eine Datenreihe mit mehr als 1000 Individuen seit 1985 erstellt worden. Darüber hinaus haben wir Zugriff auf eine entsprechende Datenreihe aus der isländischen Polarfuchspopulation, die seit 1980 mit Hilfe von Polarfuchs-Kadavern gesammelt wurde.

 
 
 

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